Kurs Bindungsförderung:
Hintergrund:
„Gesundheit ist ein lebenslanger Weg, und Bindung steht an seinem Anfang“ (Klein 2011, S.20). Die frühkindliche Bindung an die Eltern oder ein Elternteil durch eine funktionierende Kommunikation, gegenseitige Vertrautheit und Vertrauen ist von größter Bedeutung für die Entwicklung des Kindes, auch im sozialen und kognitiven Bereich (vgl. Lohaus/Vierhaus 2015, S.114). Die enorme Bedeutung von Bindungsförderung für den frühkindlichen Bereich wird durch die Tatsache deutlich, dass drei von vier Entwicklungsphasen des Bindungsverhaltens im Säuglingsalter liegen (vgl. Jungmann / Reichenbach 2013, S.19).
Es ist eine frühe Förderung, die stark auf den weiteren Verlauf der kindlichen Entwicklung Einfluss nimmt und demnach präventiv wirken kann, denn zwischen späteren Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und einer früh gestörten Eltern-Kind-Bindung konnten Zusammenhänge nachgewiesen werden (vgl. Jungmann/Reichenbach 2013, S.49).
Die Idee ist es, mit kleinen Veränderungen des Fürsorgeverhaltens die Grundlagen für eine stabile Bindung zwischen Bezugspersonen und Säugling bzw. Kleinkind zu gestalten oder bisherige Arbeitsmodelle beim Kind neu zu strukturieren. Ein großes Augenmerk liegt dabei auf der Beobachtung der kindlichen Signale, deren Wahrnehmung und Verständnis als Grundlage dient, um adäquat auf das Kind eingehen zu können (vgl. Jungmann/Reichenbach 2013, S.42).
Dem Kind zu helfen, seine Welt zu verstehen und deren Muster vorhersagen zu können, befähigt es dazu, Vertrauen darauf zu entwickeln, dass die Welt geordnet ist. Es stärkt die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen (vgl. Klein 2011, S.18). Erfahrungen, die ein Kind in den ersten drei Jahren macht, sind zwar nicht durch eine bewusste Erinnerung zugänglich, „haben aber einen tiefgreifenden Einfluss auf die Befindlichkeit im späteren Leben. Besonders die Aspekte Vertrauen, Optimismus, Gestaltungsfreude und Glücksfähigkeit scheinen von frühen Erfahrungen geprägt zu werden“ (Klein 2011, S.26). Somit kommt auf die Pädagogik nicht primär die Aufgabe zu, herauszufinden, welches Bindungsmuster bei einem Kind vorliegt, sondern wie die Fachkräfte „Eltern und Kind dabei unterstützen, miteinander und mit anderen vertrauten Personen möglichst viele sichere Bindungserfahrungen zu machen, die sich im Laufe der Zeit zu nützlichen inneren Arbeitsmodellen ausbilden können“ (Klein 2011, S.30).
Ziele
Ziel dieses Kurses ist es, den jungen Müttern das Konzept der Feinfühligkeit näher zu bringen und die Bindung zwischen Mutter und Kind,und auch zwischen Vater und Kind, zu stärken bzw. Impulse zu setzen, die im weiteren Verlauf und mit weiterer Anleitung die Mutter/Vater-Kind-Bindung festigen. Die Bindungstheorie schreibt hierfür keine Interventionsmethoden, Settings oder bestimmten Erziehungsmethoden vor, sondern bietet die Grundlage für das Verständnis von Beziehungen, Bedürfnissen und Motivationen eines Individuums (vgl. Jungmann/Reichenbach 2013, S.151). Daher wird das Grobziel, eine verlässliche Bindung zwischen Mutter und Kind zu ermöglichen, in drei Feinziele aufgegliedert:
Erstes Feinziel:
Zum Ersten sollen die Grundlagen der Kommunikation zwischen Kind und Mutter vermittelt werden, mit Augenmerk auf das Kind, zum Zweiten wird eine funktionierende Interaktion zwischen Mutter und Kind angestrebt, mit Augenmerk auf die Mutter, zum Dritten soll das Konzept der Feinfühligkeit Anwendung finden, damit eine angemessene und zeitnahe Reaktion auf die Bedürfnisse des Kindes vermittelt werden können. Hierdurch wird die Anwendung des Prinzips „Sehen-Verstehen-Handeln“ ermöglicht, welche die Basis für die eingesetzten Methoden darstellt (vgl. Jungmann/Reichenbach 2013, S.53).Anhand von Beobachtungen und von Theorievermittlung können jungen Müttern und Vätern die kommunikativen Annäherungen ihres Kindes dargelegt werden. Das Erkennen ist der erste notwendige Schritt, um eine Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu etablieren. Hierzu sollte das Verständnis dafür geschaffen werden, dass Säuglinge bereits in der Lage sind, eine Kommunikation mit den Eltern zu führen, bzw. diese anzuregen (vgl. Klein 2011, S.102). Eine funktionierende Kommunikation ist Basis für ein Kohärenzgefühl innerhalb der Familie.
Zweites Feinziel:
Mit Erreichen einer Kommunikationsbasis zwischen Mutter bzw. einer anderen Bezugsperson und Kind wird das nächste Ziel sichtbar, eine gute Interaktion. Hierzu werden die Videosequenzen von Alltagssituationen durch die Mutter selbst analysiert. Mit Hilfe der Theorie, die durch den Projektausführenden gegeben werden, kann die Mutter sich hierbei ein Bild ihrer Interaktion machen und ihr Verhalten anpassen. Als Indikator für eine gelungene Reflexion des mütterlichen Verhaltens in der Interaktion mit dem Kind dienen die Aussagen der Mutter und vor allem das automatische Einbinden von bindungsfördernden Maßnahmen in den Alltag seitens der Mutter.
Drittes Feinziel:
Zeigt die Mutter eine aktive Reflexion des eigenen Verhaltens und entwickelt ein Verständnis für Kommunikation und Signale, dann kann das dritte Feinziel erreicht werden, das Training der Feinfühligkeit. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Mutter und Kind zu verfeinern, und die Fähigkeit auszuweiten, auf die Signale des Kindes immer feiner und prompter zu reagieren, so dass auch die Signale des Kindes immer feiner werden können bzw. das Kind nicht mehr mit extremen Signalen arbeiten muss, um eine Reaktion seitens der Bezugsperson auszulösen, sondern schon kleine, feine Signale ausreichen, um das gleiche Ziel zu erreichen.
Als Indikator für Feinfühligkeit dient der Vergleich der anfänglichen Videosequenzen mit denen am Ende der Maßnahme.
Ablauf:
Der Kurs ist auf mehreren Einheiten aufgebaut, die aufeinander aufbauen.
Die Kurse finden in Talmühle Cursdorf (Talweg 2, 98744 Cursdorf), wenn möglich in freier Natur, satt.
Die Videoberatung findet individuell statt und ist individuell mit dem Kursleiter zu vereinbaren, das gilt für Kosten und Termine.
Die genauen Termine finden in Absprache statt, Anmeldung unter Simon@simonbelow.de oder telefonisch unter 0174-8359107
Literatur:
Jungmann, Tanja/Reichenbach, Christina (2013): Bindungstheorie und pädagogisches Handeln. Ein Praxisleitfaden. 3.Auflage. Dortmund: Borgmann Media
Klein, Margarita (2011): Mit den Kleinsten im Kontakt. Sicherheit und Vertrauen schaffen: Bindungsförderung und Erziehungspartnerschaft in Krippe und Familie. Münster: Ökotopia Verlag
Lohaus, Arnold/Vierhaus, Marc (2015): Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für Bachelor. 3.Auflage. Berlin/Heidelberg: Springer Verlag